Rahel-Varnhagen-Blog

  • Gedenkgottesdienst Menden 2014

Gedenkgottesdienst für vom NS-Regime ermordete Sinti in Menden

Die Außenstelle Menden des Rahel-Varnhagen Kollegs gestaltete am 3. Juni einen bewegenden Gedenkgottesdienst in Erinnerung an die 35 nach Auschwitz deportierten und dort ermordeten Sinti aus Menden, der in der St.Vinzenz-Kirche Menden stattfand. Darin gedachten die Studierenden der Außenstelle in Lesungen und Fürbitten gemeinsam mit vielen Gästen, unter ihnen der Bürgermeister der Stadt Menden, dem Leid der Ermordeten und ihrer Familien und forderten dazu auf, dieses Verbrechen nicht zu vergessen und als Mahnung gegen aktuelle Gewalt und Diskriminierung zu sehen. In seiner kurzen Ansprache betonte der RVK-Student Robert Mehring, dass sich die Stadt Menden und ihre Bürger, aber auch die katholische Kirche ihrer Verantwortung stellen und für eine würdige Erinnerung sorgen müsse (siehe Redebeitrag) Mit dieser Feier setzt die Außenstelle Menden erneut ein Zeichen gegen Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit.
Ansprache von Robert Mehring, Studierender am Rahel-Varnhagen-Kolleg Hagen, Außenstelle Menden:
Liebe Gemeinde
als Studierende des Varnhagen-Kollegs wollen wir an die erinnern, die vergessen wurden. Bereits im Jahr 2012 haben wir an die nach Auschwitz deportierten 35 Mendener Sinti und Roma erinnert. Im Mittelpunkt standen hierbei die vielen Säuglinge, Klein und Schulkinder, die damals in Auschwitz Birkenau auf bestialische Weise ermordet wurden. Wir haben damals in Berlin ein großes Kunstobjekt dem Mendener Rathaus Foyer übergeben.
Mit unserem Papst Franziskus sind wir der Meinung, dass Kinder das zerbrechlichste Glied der Gesellschaft sind und daher im besonderen Maße zu schützen sind. Wir feiern diesen Gedenkgottesdienst in der St. Vincenz Kirche, da die ermordeten Sinti-Kinder hier getauft wurden. Die katholische Kirche in Deutschland hat trotz des Hoffens und Flehens der verfolgten Sinti diese nicht geschützt und der Mordmaschinerie freien Lauf gelassen. Bis zum heutigen Tage hat die katholische Kirche sich nicht zu ihrer Schuld bekannt, geschweige denn entschuldigt. Der Besuch des früheren Vorsitzenden der Bischofskonferenz Karl Kardinal Lehmann im Dokumentationszentrum deutscher Sinti und Roma in Heidelberg war ein ermutigendes Zeichen und hoffentlich der Beginn eines kritischen Dialoges. Wir wissen nicht genau, was Pastor Funke in Menden konkret für die katholischen Sinti getan oder nicht getan hat, doch es ist bekannt, dass er ein erklärter Gegner des NS Regimes war und die GESTAPO seine Reden überwachte und mitschrieb. Sicher ist aber auch, dass 32 Mendener Sinti in Auschwitz starben ohne den Beistand eines katholischen Geistlichen. Sie wurden verscharrt oder in Brennöfen verheizt, ohne dass ein Gebet über sie gesprochen wurde. Wir wollen ihnen mit diesem Gedenkgottesdienst ihre Würde zurückgeben, denn sie sollen nicht umsonst gestorben sein. Auch die Stadt Menden war Teil des verbrecherischen NS- Regimes wie der frühere Bürgermeister Rudi Düppe richtig festgestellt hat. Eine Stadt muss sich zur ihrer moralischen Verantwortung bekennen, und darf ihre dunklen Geschehnisse nicht verdrängen. Die Folgen des Antiziganismus waren in Menden noch lange zu spüren. Aus meiner Sicht ist es zwingend notwendig mit der Diskriminierung der Sinti und Roma zu brechen, sich der Verantwortung zu stellen und den 35 Opfern ein würdiges Gedenken zu schaffen. Als Katholik bin ich der Meinung, dass die katholische Kirche hierbei in einer besonderen Verantwortung steht.