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Studienfahrt der H4v nach Berlin, Januar 2015

Studienfahrt der H4v nach Berlin

Text und Fotos: Studierende der H4v

Die H4v organisierte mit ihrer Geschichtslehrerin Frau Hesselmann im Januar 2015 eine fünftägige Fahrt nach Berlin, die an einem Donnerstagmorgen in aller Frühe am Hagener Hauptbahnhof begann. Die morgendliche Müdigkeit wurde durch die Vorfreude auf ein vielfältiges Programm überdeckt.

Nach einer Zugfahrt mit unterhaltsamen Einlagen (die aus Gründen der Diskretion hier nicht weiter erläutert werden sollen) und dem kurzeitigen Verlust der ersten Teilnehmer in der Berliner S – Bahn gelang es uns schließlich, trotz Einsatz eines Navis, das zentral gelegene Hostel in der Hauptstadt aufzufinden. Somit waren die ersten Sorgen überwunden. Nachdem die Zimmer bezogen und wir etwas zu uns genommen hatten, stand schon der erste Programmpunkt an – eine Führung durch das jüdische Museum in Berlin.

Wie alle jüdischen Einrichtungen wurde auch das Museum bewacht und eine Sicherheitskontrolle musste passiert werden.

Unsere Führung startete im Nebengebäude, wo die Gruppe eine Einführung in die Architektur des Neubaus, welcher vom amerikanischen Architekten Daniel Libeskind entworfen und symbolträchtig gestaltet wurde, bekam. Das Gebäude hat eine Form, welche zum einen an einen Blitz erinnert und zum anderen an einen zerbrochenen Davidstern. Die Führung führte zunächst durch den beschriebenen Blitz, der in drei sich kreuzende Achsen mit jeweils eigener Bedeutung aufgeteilt ist:

„Die Achse des Exils“, „Die Achse des Holocaust“ und „Die Achse der Kontinuität“.

Das große Museum verschaffte der Gruppe in verschiedenen Ausstellungsräumen eine umfassende Erläuterung zu der jüdischen Kultur, dem jüdischen Glauben und dem historischen Hintergrund des Judentums.

Nach der gelungenen Führung und einem langen Tag machten wir uns erschöpft auf den Weg zurück zum Hostel und ließen den Abend beim gemeinsamen Essen ausklingen.

Am zweiten Tag der Studienfahrt stand die Besichtigung des deutschen Reichstagsgebäudes im Mittelpunkt. Die meistbesuchte Sehenswürdigkeit Berlins war gut zu Fuß zu erreichen und verschaffte uns so gleich einen Eindruck von den Dimensionen des Gebäudes.

Der Sitz des Deutschen Bundestages zog 1990 von Bonn nach Berlin um und ist heute das „Herz der Demokratie“. Das Gebäude wurde nach den Plänen des Architekten Paul Wallot von 1884 bis 1894 erbaut und dient damals wie heute als Sitz des Parlaments.

Nach der Sicherheitskontrolle wurden wir in Empfang genommen und konnten dann bei einer Bundestagsdebatte zum Thema Bildung und Forschung im Plenarsaal zuhören. Nach der knapp einstündigen Teilnahme an der Plenarsitzung trafen wir uns mit dem Bundestagabgeordneten René Röspel zu einem persönlichen Gespräch. So wurden uns die Aufgaben und der Tagesablauf eines Bundestagsabgeordneten nähergebracht und wir erhielten ebenfalls interessante Einblicke in den Lebenslauf des gebürtigen Hageners.

Im Anschluss des informativen Gesprächs und einer Besichtigung des Gebäudes folgte die Gruppe der Einladung zum Mittagessen im nahegelegenem Paul-Löbe-Haus. Dieses wurde im Jahr 2001 eröffnet und nach dem letzten demokratischen Reichstagspräsidenten der Weimarer Republik Paul Löbe benannt. Entworfen wurde das Gebäude vom Architekten Stephan Braunfels, welcher einen postmodernen Baustil für das Gebäude verfolgte. Vorgesehen ist das Paul-Löbe-Haus für drei Arbeitsbereiche des Deutschen Bundestages: die Ausschüsse, die Öffentlichkeitsarbeit und die zentrale Besucherbetreuung.

Nach der Besichtigung des Reichstagsgebäudes liefen wir zu weiteren Sehenswürdigkeiten wie dem Brandenburger Tor und dem Holocaust-Mahnmal „Stelenfeld“, bevor es zum Museum „Topographie des Terrors“ ging.

Nach einem kleineren Fußmarsch erreichten wir das Dokumentationszentrum Topographie des Terrors“.
Dieses befindet sich auf dem Gelände, wo in der Zeit von 1933 bis 1945 das Hauptquartier der Gestapo, die Zentrale des Sicherheitsdienstes der SS, die SS-Führung und das Reichssicherheitshauptamt tätig waren. Zusammenfassend war dies der Ort, von dem aus die Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden, Sinti und Roma und allen politischen Gegnern des Nationalsozialismus koordiniert wurde.
Heute befindet sich dort in einem neu errichteten Gebäude eine Dauerausstellung zum Thema SS und Gestapo im Dritten Reich. Es werden nicht nur die Verbrechen des Terrorapparates gezeigt, sondern auch die Täter selbst. Ein weiterer Themenschwerpunkt sind die Leidtragenden des Regimes und der Umgang mit den Tätern nach Kriegsende.
Auf dem Außengelände befindet sich eine weitere ergänzende Ausstellung entlang eines Ausstellungsgrabens mit freigelegten Kellerräumen. Diese liegt unmittelbar an Resten der Berliner Mauer und in Sichtweite des Detlev-Rohwedder-Haus (ehemaliges Reichsluftfahrtministerium ab 1935; am 7. Oktober 1949 wurde dort die DDR gegründet und das Gebäude als Haus der Ministerien bezeichnet; heutiger Sitz des Bundesfinanzministeriums).
Die Führung durch die Ausstellung war angesichts von unzähligen Informationen auf vielen Wandtafeln sinnvoll, da so ein strukturierter Rundgang durch die Ausstellung ermöglicht wurde. Nach zwei Stunden war eine interessante, aber auch erschreckende und nachdenklich stimmende Führung vorbei.

So neigte sich der zweite Tag mit dem „Kulturprogramm“ dem Ende zu. Jeder hatte die Möglichkeit, den Abend nach eigenen Wünschen zu gestalten. Einige aßen gemeinsam, andere nutzten die Zeit um das Nachtleben Berlins näher kennenzulernen. In weiser Voraussicht nutzten manche die Nacht auch zum Schlafen, denn am nächsten Tag stand wieder ein umfangreiches Programm an.

Am Samstagmittag machte sich schließlich die Gruppe auf den Weg in den Osten Berlins um die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen – ein ehemaliges Stasi-Gefängnis – zu besichtigen.

Die Führung begann mit einem einleitenden Film, der der Gruppe einen Überblick über die Geschichte und die Veränderung des Gebäudes hinsichtlich der verschiedenen Aufgaben verschaffen sollte. Die anschließende Führung wurde durch einen ehemaligen Gefangenen geleitet. So hatte die Gruppe das Privileg eine authentische, eindrucksvolle und sehr anschauliche Führung zu erleben.

Mit diesen schlimmen Eindrücken sollte der Abend nicht enden und so machte sich die Gruppe auf den Weg zur Kulturbrauerei, um dort das Theater Ramba Zamba zu besuchen .In diesem Theater spielen Behinderte und Nichtbehinderte zusammen. Die Inszenierung lässt sich so beschreiben : Täglich versammeln sich im Cabaret „Les fleurs du mal“ Künstler, Literaten und Nachtgestalten, um ihren großen Auftritt zu proben. Sie sind auf der Suche nach dem einen magischen Moment, an dem die grüne Fee zu tanzen beginnt. Dadaistische Poeten, Messerwerfer und seltsame Transvestiten verzaubern das Publikum mit Chansons, Slapstick und Tänzen à la Mary Poppins. Das Ensemble von Ramba Zamba entführt mit dieser Revue in die Welt zu Beginn des 20. Jahrhunderts und verbindet diese Zeitreise mit brisanten, zeitlosen Fragestellungen: Wie sollen Künstler Kunst produzieren, wenn sie der Dominanz eines gefräßigen Marktes unterworfen sind? “ So umschreibt die Kulturbrauerei ihre Darbietung im Theater Ramba Zamba. Die Geschichtsgruppe genoss nach einem langen und kaltem Tag die Vorführung und empfand dieses als ein sehenswertes Ereignis des kleinen Berlin Trips.

(Quelle: https://www.lustaufkultur.de/kulturkalender/veranstaltungen/inhalt/Cabaret-de-Paris-41810.html)

Auch ein Teilnehmer unserer Gruppe wurde am Schluss in die Aufführung einbezogen.

Leider gibt es davon kein Foto.

Der dritte Tag hatte somit einen amüsanten Abschluss. Wieder wurden die Studierenden für den Abend freigestellt und konnten weitere Eindrücke in Berlin sammeln.

Der vierte Tag stand ganz im Zeichen der Berliner Mauer. Die geplante Mauerführung startete an der Bornholmer Straße, an der noch ein Teil der alten Mauer zu sehen ist.

Die Führung lief zunächst entlang der Bahngleise, welche damals Ost- und Westberlin trennten. Einen weiteren Knotenpunkt erreichten wir, als wir an einem Tunnel ankamen. An beiden Stellen wurden häufig Fluchtversuche unternommen, die meistens tödlich endeten.

Im Anschluss liefen wir durch den Mauerpark, damals ein Grenzstreifen und heute ein beliebter Ort für Kultur und Entspannung.

Als die Gruppe den Mauerpark verlassen hat, gelangten wir an die Bernauer Straße. Am damaligen Grenzstreifen liegen verschiedene Platten als Denkmäler auf dem Gehweg, welche an die missglückten aber auch gelungenen Fluchtversuche erinnern sollen. Auch die Flucht des Grenzpolizisten Conrad Schumann in der Ruppiner Straße/Bernauer Straße hatte eine eigene Gedenktafel.

Fast am Ende der zweistündigen Führung kamen wir an einer großen Wiese auf der Bernauer Straße an. Dort waren ebenfalls Denkmäler in Form von Bodentafeln zu sehen, welche an die Fluchtversuche durch Tunnelbauten erinnern sollen. Das Besondere: Keine zwei Meter neben einem illegal errichteten Tunnel befand sich ein Stasitunnel.

Auf einer großen Wiese befindet sich ein „offenes Museum“. Hier laden verschiedene Stationen mit Bildern und Audioelementen zum Forschen im zeitgeschichtlichen Geschehen ein.

Am Ende der Führung war ein nachgebauter Todesstreifen mit Wachturm zu sehen.

Die überaus informative und eindrucksvolle Führung führte die „fast erfrorene“ Gruppe zum warmen Hostel zurück. Damit war das Kulturprogramm abgeschlossen und den Studierenden war es selbst überlassen, wie der Rest des Tages zu verbringen war.

Am darauffolgenden Tag stand schon die Heimreise an. Nach einem gemeinsamen Frühstück am Montagmorgen und einem letzten Besorgen von Andenken ging es vom Hauptbahnhof mit dem Zug zurück nach Hagen. Auf der Rückfahrt ließ man nochmal die Eindrücke der letzten Tage Revue passieren.

An dieser Stelle bedankt sich der Kurs nochmals bei Frau Hesselmann für die Planung des Programms; bei Anna, Marcel und Steven, die für die Organisation der Fahrt zuständig waren; beim Bundestagabgeordneten Herrn Röspel für die interessanten Einblicke in die Welt der deutschen Politik und besonders bei den verschiedenen Organisationen, die für die finanzielle Unterstützung gesorgt haben und somit diese erlebnisreiche und unvergessliche Fahrt ermöglicht haben.

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