Rahel-Varnhagen-Blog

Erfolgsgeschichten: Melanie Humpe, Abitur Wintersemester 2018

Wenn man das Rahel-Varnhagen-Kolleg besucht, merkt man schnell, dass es in der Erwachsenenbildung etwas anders abläuft als auf den Regelschulen. Jeder, der ein Weiterbildungskolleg besucht, tut dies aus einem bestimmten Grund. Man sollte sich darüber bewusst sein, dass man freiwillig wieder zur Schule geht und darin eine Chance sehen, einen Schulabschluss zu erreichen, den man auf der Regelschule – aus welchen Gründen auch immer – nicht geschafft hat.

Das Bild des „bösen Lehrers“, der einen nur „quälen“ will, mit Hausaufgaben usw. löscht man am besten direkt zu Beginn aus dem Gedächtnis. Die Lehrer sind hier alle sehr nett und bemühen sich, ihre Schüler so gut wie möglich durch die Schulzeit zu begleiten. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass man bereit sein muss, selbstständig zu lernen. Das gilt insbesondere für das Online-Abitur, bei dem man nur an zwei Abenden in die Schule geht und infolge dessen viele Aufgaben zu Hause erledigen muss.

Gerade deshalb kann ich die Kommunikation zwischen Schüler und Lehrer auf dieser Schule besonders hervorheben. Durch die Online-Plattform sind Lehrer bei jeglichen Problemen immer ansprechbar, stehen einem mit Rat und Tat zur Seite und geben auch mal Hilfestellung und Lerntipps. Daher sollte man sich nicht scheuen, die Fachlehrer bei Problemen anzusprechen. Denn es gilt: Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden.

Mein Entschluss, am Rahel-Varnhagen-Kolleg mein Abitur zu machen, war eher spontan. Im Laufe der Zeit fand ich jedoch heraus, dass es nicht immer leicht ist, die richtige Balance zwischen Arbeit, Familie und Haushalt sowie Schule und Lernen zu finden. So wurde beispielsweise die eine oder andere Aufgabe im Haushalt nicht sofort erledigt oder aber auf Familienmitglieder übertragen.

Als ich mich entschieden hatte, wieder zur Schule zu gehen, war für mich klar, diesen Weg auch bis zum Ende zu gehen, egal wie anstrengend es auch für mich werden würde. Ein wichtiger Grund für diese Denkweise ist mein Sohn, denn ich bin der Meinung, dass man eine Vorbildfunktion ausübt, wenn man Kinder hat. Man möchte ja von seinen Kindern auch, dass sie lernen, etwas durchzuhalten und nicht so leicht aufzugeben, wenn es schwierig wird. Ich wollte keinesfalls bei meinem Sohn in Erklärungsnot geraten, denn man kann von seinen Kindern nur das verlangen, was man selbst auch vorlebt.

Klar habe ich des Öfteren geschimpft und geflucht; ich bin auch so manches Mal an meine Grenzen gekommen und habe alle in meiner Umgebung halb verrückt gemacht. Aber so hat auch mein Sohn mitbekommen, dass man erst an seine Grenzen gelangen muss, um sie zu erweitern. Hürden zu überwinden ist nicht leicht, aber mit ein wenig Disziplin und Fleiß kann man alles schaffen.

Ein positiver Begleiteffekt war auch, dass meine Freundin sich zeitgleich auch an der Schule angemeldet hat. Zusammen ist manches leichter: Man konnte sich über Hausaufgaben und Verständnisfragen austauschen, sowie auch gemeinsam für anstehende Prüfungen lernen. Wenn eine mal ein wenig verzweifelt war, konnte die andere sie wieder aufputschen.

Da nicht jeder so ein Glück hat, zusammen mit dem besten Freund/der besten Freundin gemeinsam wieder zur Schule zu gehen, kann man dies auch auf seine Mitschüler ableiten, indem man sich mit ihnen anfreundet und/oder Lerngruppen bildet.

Was ich persönlich schade fand war, dass viele meiner Mitschüler die Schule vorzeitig abgebrochen haben. Daher möchte ich allen aktuellen, sowie zukünftigen Schülern etwas mit auf den Weg geben: Haltet durch, auch wenn es mal schwierig wird, und sprecht über eure Probleme, denn in den meisten Fällen findet sich ein Weg diese zu lösen.

Ich wünsche allen eine schöne Zeit und viel Erfolg beim Lernen. Auch wenn einem die Zeit zu Beginn lange vorkommt, in Wirklichkeit geht sie viel zu schnell vorbei und man befindet sich – früher als gedacht – in der Abschlussprüfungsphase. Und lasst euch gesagt sein: Es lohnt sich am Ende das Abiturzeugnis in den Händen zu halten.